Geschichte der Philateliestiftung

die Pressemitteilung des Bundesministeriums für das Post-und Fernmeldewesen vom 15. Juni 1966 war kurz und trocken:

„Am 3. Juni 1966 ist in Bonn unter Vorsitz des Bundesministers für das Post-und Fernmeldewesen, Richard Stücklen, die „Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte“ errichtet worden. Sie soll als Verein in das Vereinsregister in Frankfurt am Main eingetragen werden. Mitglieder sind der Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, zugleich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Postgeschichte, der Präsident des Bundes Deutscher Philatelisten und je drei weitere Angehörige der Deutschen Bundespost und des Bundes Deutscher Philatelisten, dem auch die Geschäftsführung liegt.“

 Was sich so geplant und wohl überlegt anhörte, war wohl auch das Ergebnis einer vergleichsweise raschen Entwicklung gewesen, die drei Jahre zuvor mit der Einladung an die FIP (Fédération Internationale de Philatélie), ihren Jahreskongress 1966 in München durchzuführen, begonnen hatte. Um die Finanzierung dieses Kongresses durchzuführen, schlug Ernst Möhring, damals Oberpostdirektor, ein Jahr später Ministerialrat, vor, eine Stiftung ins Leben zu rufen, die neben der Pflege internationaler Kontakte die Förderung der Jugend und der Literatur u. a. Aufgaben hat. Die benötigten Geldmittel wurden mit der Ausgabe von zwei Zuschlagsmarken am 13. Juli und 24. September 1966 (Mi-Nr. 516: 30+15 Pf, Mi-Nr.517: 50 + 25 Pf) in Aussicht gestellt, die der Stiftung dann das nötige Grundkapital gewährleisten sollten der Absatz der Marken brachte dank der schönen Gestaltung bei ansprechenden Motiven einen bis dahin noch nie da gewesenen Zuschlagserlös in Höhe von 3.268.755,60 DM in die Kassen, wovon der Stiftung nach Abzug der Gebühren der Deutschen Bundespost immerhin 2.973.900 DM zuflossen.

Aber es blieb nicht bei diesem Projekt, denn die Satzung sah die Förderung philatelistischer und postgeschichtlicher Bestrebungen aller Art im gemeinnützigen Sinne vor. Dieser Anforderung wurde mit namhaften Kostenübernahmen für die Bereiche Ausstellungswesen, Literatur, Forschung, Fälschungsbekämpfung, Öffentlichkeitsarbeit und Seminare fortan regelmäßig jährlich mit Millionenbeträgen entsprochen.

In den nahezu 50 Jahren Stiftungstätigkeit wurden rund 30 Millionen € zu Gunsten der Förderung der Philatelie und Postgeschichte ausgeschüttet, ein Betrag, der deutlich macht, dass die Zuschlagserlöse der seit 1966 erschienenen Briefmarken sinnvoll eingesetzt wurden.

Eine in der notwendigen Größenordnung einmalige Förderung war und ist sicherlich die Anschaffung, Pflege und Ausleihe der Ausstellungsrahmen, die jede Veranstaltung, bei der Briefmarkenexponate in größerer Zahl zur Schau gestellt werden, benötigt. Hier waren über die Jahre tausende von Rahmen nötig und nur dank der Stiftungsmittel war es möglich, bundesweit und flächendeckend eine Ausstattung bereitzustellen, die ihresgleichen sucht. Diesen Eindruck vermittelte die hilfreiche Arbeit der Stiftung auch in europäischen Nachbarländern, zu denen schon recht bald gut nachbarschaftliche Beziehungen aufgebaut und über die Jahrzehnte gepflegt wurden, wobei das „deutsche Modell“ in so manchen Punkten Vorbildcharakter und Leitfunktion gewann. Die Anschaffung der Rahmen war für dieses Miteinander beispielhaft, denn sie wurden in Zusammenarbeit mit dem Fond der Schweiz entwickelt und angefertigt unter der gegenseitigen Verpflichtung, dass die Rahmen bei großen nationalen und internationalen Ausstellungen kostenfrei ausgeliehen werden können. Jeder Verband hatte 2000 Rahmen fertigen lassen bei einer Schweizer Firma auf deutschem Boden.

Quelle: Von der Idee zur Wirklichkeit: das Haus der Philatelie und Postgeschichte in Bonn, von W. Maassen